Was ein guter Workshopraum kosten darf und was er Ihnen spart

Wer Meetings, Trainings oder Workshops bucht oder selbst leitet, kennt die Frage: „Brauchen wir wirklich diesen Raum? Reicht nicht auch das Besprechungszimmer im Büro?“

Auf den ersten Blick ist es eine Kostenfrage. Doch in Wahrheit geht es um etwas Anderes. Es geht um die Bedingungen, unter denen Menschen denken, sich öffnen und Neues zulassen können.

Ein Raum ist schnell gebucht. Vier Wände, ein Beamer, vielleicht Kaffee und Wasser. Fertig. Ein Ort dagegen entsteht erst, wenn ein Raum Resonanz erzeugt. Wenn Menschen sich sicher fühlen, frei sprechen können, ihre Ideen aufblitzen lassen, ohne Angst vor Bewertung.

Diese Unterschiede machen aber den entscheidenden Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem wirklich produktiven Workshop aus. Viele Trainer:innen und Unternehmen unterschätzen diesen Effekt. Sie investieren in Methoden und Moderation, aber nicht in die Atmosphäre, die all das trägt. Dabei ist genau sie oft der entscheidende Hebel.

Unsere Wahrnehmung wird durch sensorische Reize geprägt. Licht, Luft, Akustik, Farben, Materialien beeinflussen, wie wir denken, fühlen und interagieren. Ein Raum, der nach Druckerpapier riecht und mit Neonlicht flackert, signalisiert Arbeit.

Ein Raum mit Tageslicht, Pflanzen, angenehmer Akustik und flexiblen Möbeln sagt dagegen: Hier darf gedacht werden.

Neuropsychologische Studien zeigen, dass Menschen kreativer denken, wenn sie sich sicher und ästhetisch stimuliert fühlen. Der sogenannte „Broaden-and-Build-Effekt“ beschreibt, wie positive Emotionen unser Denken erweitern und damit auch unsere Lösungsfähigkeit. Genau das braucht es in Workshops.

Ein professionell gestalteter Raum mag auf den ersten Blick teurer erscheinen. Doch rechnen wir ehrlich: Was kostet ein Tag, an dem 10 Menschen in einem uninspirierenden Setting sitzen, ohne dass echte Ergebnisse entstehen?

Was kostet ein Workshop, dessen Erkenntnisse nach zwei Wochen wieder verpuffen, weil die Energie nicht gehalten werden konnte?

Ein guter Raum ist kein Luxus, sondern eine Investition in Wirkung. Er spart Ihnen Folgekosten, weil er Fokus schafft, Gruppendynamik fördert und Ergebnisse verstetigt.

Oder anders gesagt: Ein Workshopraum, der 200 Euro mehr kostet, kann tausende Euro sparen, wenn die Ideen, Entscheidungen oder Strategien, die darin entstehen, tragfähiger sind.

Wer regelmäßig Workshops moderiert, weiß: Der Raum arbeitet mit. Er verstärkt, was ohnehin im Raum ist oder er schwächt es. Ein enger, stickiger Raum macht auch Diskussionen enger. Ein offener Raum lädt zum Perspektivwechsel ein.

Ich sehe den Raum deshalb als Co-Trainer: Er unterstützt mich dabei, Prozesse zu leiten, Gruppendynamiken zu steuern und Menschen in einen gemeinsamen Denkfluss zu bringen.

Wenn Sie das nächste Mal über die Raummiete nachdenken, stellen Sie nicht die Frage: Was kostet das? Sondern: Was ermöglicht es?

Ein guter Workshopraum ist kein Kostenfaktor, sondern eine Bühne für Erkenntnis. Und manchmal reicht schon ein Tag in einem Raum, der Denken anders ermöglicht, um Wochen an interner Abstimmung zu sparen. Denn Räume, die wirken, sind jene, in denen Menschen zu sich selbst – und zu neuen Ideen – finden.

Ingrid Gerstbach
Ingrid Gerstbach ist Österreichs Expertin für Design Thinking. Sie berät Unternehmen bei der Einführung von Design Thinking und in der erfolgreichen Umsetzung von Projekten.
https://ingridgerstbach.com
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„Wir brauchen ja nur einen Raum“: Warum dieser Satz meist der Anfang vom Ende ist